Du bist reich, weil ich arm bin?

Einladung zu unserer nächsten Veranstaltung in der Kulturfabrik Krawatte in Barsinghausen:

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Wir danken allen, die da waren und an der regen Diskussion teilgenommen haben.

Die fehlenden Milliarden sind gefunden“

Bericht von der Veranstaltung „Du bist reich, weil ich arm bin?“

Fast 1000 Tafeln arbeiten zur Zeit in Deutschland, so die Information auf der Diskussionsveranstaltung der Ökostation. Mit Tausenden von ehrenamtlichen HelferInnen werden über 2 Millionen verarmte Menschen mit Lebensmitteln versorgt. So gibt es allein im Raum Hannover, H-Region und Schaumburg insgesamt 14 Ausgabestellen und dazu noch die Kindertafel Hannover, die 20 Schulen beliefert. Die Anwesenden zeigten sich sehr beeindruckt von dieser umfangreichen Arbeit, die Woche für Woche geleistet wird, auch von der Tafel Barsinghausen-Gehrden mit 1600 Bedürftigen und 80 Ehrenamtlichen.

In der lebhaften Auseinandersetzung über die Hintergründe dieser Situation wurde festgestellt:

1. Staatliche Aufgaben werden hier kostenlos übernommen.

2. In vielen prekären Berufen ist der Lohn zu niedrig: Im Verkehr- und Logistiksektor, im Lebensmittel- und Gastgewerbe, bei Reinigungsberufen und Tätigkeiten in der Landwirtschaft. Um ihre Familie ernähren zu können, üben 4,6 Millionen Normalbeschäftigte noch eine Nebentätigkeit aus.

3. Der DGB fordert deshalb 15€ Mindestlohn, damit möglichst viele von der Armutsgrenze wegkommen. Nur SPD, Grüne, Linke und BSW übernehmen das.

Besondere Schwierigkeiten bereiten vielen Menschen die Mietpreise und in der Inflation die Teuerung von Nahrungsmitteln: Lebensmittel sind seit März 2023 Haupttreiber der Inflation, hat die Verbraucherzentrale NRW Anfang 2024 festgestellt.

Inwieweit die großen Lebensmittelkonzerne ihre Gewinne haben steigern oder sogar Extraprofite haben einstecken können, ließ sich bisher noch nicht recherchieren. Klar ist nur, dass die Milliardenumsätze um 6 bis 9% gestiegen sind. Bekannt geworden sind aber auch Betrügereien z.B. durch Verringerung von Verpackungsinhalten oder durch Verfälschung von Getränken durch Wasserzusatz.

In fast keinem anderen Land in Europa scheinen Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland: Fast 30.000 Einkommensmillionäre bzw. 2,82 Millionen Vermögensmillionäre – beide trotz Inflation mit steigender Tendenz – stehen 17 Millionen Menschen gegenüber, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind. Neun Prozent aller Haushalte haben sogar negative Vermögen, sie sind verschuldet.

Die Reichen sind trotz der angeblich schwierigen wirtschaftlichen Lage noch reicher geworden. So besitzen die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte zusammen etwa 60 Prozent des Gesamtvermögens, netto, also sogar abzüglich ihrer Schulden. 

Wieso aber, so wurde gefragt, gibt es dann soviel Probleme z.B. in den Schulen mit den Gebäuden und dem Mangel an Lehrkräften, desgleichen in den Kitas, aber auch bei den Brücken, bei der Bahn und bei vielen anderen sozialen Aufgaben – Geld wäre doch genug da! Aber offenbar kommt im Steuerparadies Deutschland nicht ausreichend Geld dahin, wo es benötigt wird. Nach Berechnungen des Instituts Finanzwende kosten den Staat die Steuerprivilegien für Reiche fast doppelt soviel wie das Bürgergeld.

Dass diese Situation nach Veränderung schreit und zwangsläufig politische Folgen haben muss, wurde den Anwesenden klar: Zu viele Menschen glauben den blauen Populisten, wenn die ihnen Versprechungen machen, die nicht zu halten sind. Der DGB hat das untersucht: Gerade die ärmere Bevölkerung würde durch die AfD-Pläne benachteiligt und die großen Einkommen noch zusätzlich belohnt!

„Tax the Rich“ – besteuere die Reichen – ist also die weltweit benutzte Formel. Es gilt Steuerprivilegien einzuschränken, die vorhandenen Milliarden abzufordern um sie sozial einzusetzen. Besonderes Augenmerk müsste endlich auch auf die Steuerflüchtlinge gerichtet werden, die – wie z.B. der Milliardär Müller von „MüllerMilch“ – ihre deutschen Einkünfte einer Holding in der Steueroase Liechtenstein übertragen und dadurch viele Millionen jährlich an Steuern dem deutschen Staat vorenthalten.

In der Diskussion wurde auch berichtet, dass offenbar auch global fast überall die jeweils oberen 10% hohen Besitz und Macht haben – insbesondere in den USA mit ihren 22 Millionen Millionären, deren Superreiche gerade die Macht übernommen haben

und die Demokratie aushebeln. Ein Staat, so scheint es, auf dem Weg in eine Diktatur.

Oxfam-Bericht 2024 für Davos:


Reiche leben auch viel klimaschädlicher als arme Menschen: 10 x mehr!

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