Ein Sturm zieht auf (eigentlich befinden wir uns mitten drin) und er heißt Klimawandel. Doch was hat Veganismus damit zu tun?
Was sagen die Zahlen?
Tierische Lebensmittel machen einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen aus. Ca. 15-20% aller durch Lebensmittel verursachten Treibhausgase stammen von Fisch, Fleisch und co. Auf Platz 1 ist wider aller Erwartungen nicht Fleisch sondern Käse. Fleisch belegt Platz 2 gefolgt von Eiern und Joghurt. Durch den Verzicht dieser Lebensmittel ist es also möglich, CO2-Emissionen zu verringern. Also alle vegan essen und gut ist?
Das Avocado-Problem
Wenn die Lösung so einfach wäre, hätten wir kaum noch Probleme in dieser Welt. Ein Argument gegen Veganismus bzw. vegane Ernährung speziell ist, dass Veganer ja auch Tofu essen würden und Soja ist ja auch schlecht für die Umwelt. Das stimmt auch erstmal. Aber mal abgesehen davon, dass das eigene Konsumverhalten nicht besser wird, weil andere auch „nicht nachhaltige“ Entscheidungen treffen, gibt es beim Thema Sojaanbau einiges zu sagen.
Was ist also das Problem mit Soja? Soja wird vorwiegend in warmen, tropischen Gebieten angebaut, sprich Regenwald, Savannen etc. Das Problem liegt vorallem darin, dass immer mehr Fläche für den Anbau benötigt wird. So wird beispielsweise immer mehr Regenwald abgeholzt, um Platz für Sojafelder zu schaffen. Zudem wird von Pestiziden gebraucht gemacht, was das Ökosystem gefährdet und auch uns Menschen. Es liegt also ein reales Problem vor, welches es zu bekämpfen gilt. Doch wie?
Bei dem oben angeführten Argument wird bewusst ausgelassen, sei es aus Unwissenheit oder Ignoranz, wofür das in solchen Gebieten angebaute Soja verwendet wird. 90% des Sojas enden als Tierfutter. Es sind also nicht Veganer, welches dieses Problem aktiv unterstützen sondern all jene, welche Fleisch, Käse und Eier konsumieren. In 2020 wurden alleine 34 Mio. Tonnen Soja nach Europa importiert. Jedes Jahr werden laut dem WWF ca. 10 Mio. ha Wald gerodet, wo auch die Produktion von Soja stark zu beiträgt.
Doch es gibt auch andere, rein pflanzliche und von unteranderem Veganern konsumierte Produkte, die ebenfalls nicht sehr nachhaltige sind, Avocados zum Beispiel. Avocados brauchen beim Anbau eine große Menge Wasser. Allein für ca. 2-3 Avocados (1kg) werden 1000 -1500 Liter Wasser benötigt. Dass Wasser eine wertvolle Ressource ist, sollte mittlerweile jedem bewusst sein. Der entscheidendste Punkt jedoch beim Thema Nachhaltigkeit ist der Transportweg, den so eine Avocado zurücklegen muss, bis sie bei uns im Supermarkt ankommt. Der Transport findet auf gekühlten Containerschiffen oder per Flugzeug statt. Die Avocados, aus Ländern wie Südamerika, Afrika, Spanien oder México, kommen dann entweder in Amsterdam oder Hamburg an und werden von dort aus in ganz Deutschland verteilt. Damit hat eine einzige Avcado einen CO2-Bilanz von 0,8 Tonnen.
Dann gibt es noch das Problem mit den Mandeln. Mandelmilch finden wir in den Supermarktregalen bei den Milchalternativen häufig. 80% aller angebauten Mandeln weltweit kommen aus Kalifornien. Doch neben dem Transportweg verbraucht die Mandel sogar noch mehr Wasser als ein Kilo Avocado mit mehr als 2000 Liter pro Kilo.
Was denn nun: vegan oder nicht vegan?
Die Welt ist nicht schwarz-weiß und es gibt nie eine einzige Lösung, die für alle Menschen umsetzbar ist. Unter dem Aspekt des Klimawandels und der nachhaltige Ernährung schneidet eine vegane Ernährung jedoch deutlich besser ab. Aber auch wenn man sich für eine vegane Ernährung entscheidet, sollte man vorwiegend auf regionale und saisonale Produkte zurückgreifen.
Alternativen
Wer auf Avocados nicht verzichten kann und ab und zu in Hipstermaniere ein Avocadotoast essen möchte, kauft seine Avocados am besten direkt vom Hersteller. In Spanien gibt es einen Biobauernhof „Finca los Popenes“, welche auf Großtransporte verzichtet und nur mit LKWs direkt zum Konsumenten liefert. Zudem setzten sie auf ein Bewässerungssystem namens „Mulchen“, welches ca. die Hälfte des sonst benötigten Wassers einspart.
Wer gerne Mandelmilch trinkt, kann sich durch zahlreiche andere Milchalternativen durchprobieren. Ich persönliche bevorzuge Hafermilch. Diese lässt sich auch super einfach selbst herstellen und steht der Mandelmilch in nichts nach. Rezept folgt. 🙂
Was ist hingegen mit Tierprodukten? Gibt es Alternativen, welche nicht den kompletten Verzicht bedeuten? In erster Linie kommt es auf die persönliche Motivation an, weshalb man seinen Fleischkonsum hinterfragt. Wenn man an diesem Punkt angelangt ist, kann dies verschiedene Gründe haben: man möchte nachhaltiger Leben, man möchte Tierleid verringern, gesundheitliche Gründe oder vielleicht etwas ganz anderes.
Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Mein Ziel ist es nicht, jemandem etwas vorzuschreiben oder zu verurteilen. Es geht hier in erster Linie um Fakten und das Aufzeigen der Realität.
Verfasserin: Claire Leihfeit