Im Zuge unserer Diskussionsveranstaltungen habe ich viel zu dem Thema toxische Männlichkeit recherchiert und versucht, gesellschaftliche Strukturen zu durchdringen und zu verstehen, um so die Hintergründe dieses ,,Phänomens“ zu verstehen.
Definition
Toxische Männlichkeit bezeichnet die traditionelle, in Kultur, Religion und Gesellschaft verankerte Sozialisation von männlich geborenen Personen, welche auf klassichen Rollenbildern sowie auf einem veralterten Wertesystem basiert. Toxische Männlichkeit meint die aus dieser Sozialisierung resultuierenden Veerhaltensmuster und Eigenschaften, welche als ,,männlich“ angesehen werden. Darunter fällt zum Beispiel die Idee, Männer müssen ,,rational“ sein und dürfen keine Emotionen zeigen. Im Widerspruch dazu steht die mehrheitlich gedultete Aggressivität, welche den Männern durch ihre naturgegebene physische Überlegenheit nicht abgesprochen wird.
Toxische Männlichkeit greift nicht wie oft angenommen den Mann als solches an, sondern beleuchtet und kritisiert durch Bennenung die Folgen für das Zusammenleben zwischen Mann und Frau und der Folgen dieser Verhaltensmuster. Hierbei ist die Erwähnung der männlichen Suizidopfer einer der zentralen Punkte, welche eben den toxischen Teil dieser Idee von ,,Männlichkeit“ ausmachen.
Gründe
-Patriarchale Strukturen, von denen Männern unmittelbar profitieren
-> keinen Anlass/Notwendigkeit das System zu ändern
–Misogynie
-> Der fest im Patriachat verankerte Frauenhass und das klassische Rollenbild der Frau sorgt für Unverständnis und Abwertung gegenüber den Erfahrungen und der Lebensrealität von Frauen, welche stark eingeschränkt und beeinflusst vom Patriachat
-> Frauen sind Mangelwesen (nach Bell Hooks) und Männer verstehen sie auf der einen Seite besser als sie sich selbst, da sie eingeschränkt sind in ihrem Denken und Handeln – auf der anderen Seite sind sie ein mystisches Wesen. Diese Mystifizierung führt entweder zur Verteufelung (siehe Hexenverfolgung im Mittelalter) oder zur Verehrung und Vergötterung (Jungfrau Maria, Mutter Theresa, die Frau als Jungfrau und Kindmensch mit einem Unschuldigen und reinen Wesen). Beides ist unglaublich schädlich. Frauen wird ihre Menschlichkeit abgesprochen. Sie sind entweder Engel oder Teufel, aber niemals werden sie vollwertige Menschen sein.
-traditionelle Frauenbilder und das Abwerten von Weiblichkeit
-> Diese haben zur Folge, dass alles was als ,,weiblich” angesehen wird, automatisch an Wert verliert. Beispielsweise gehen Frauenhass und Homophobie Hand in Hand. Im Patriachat ist der Mann der vollendete Mensch. Mit seinem Penis gibt er der Frau etwas, was ihr fehlt. Homosexuelle Männer werden als ,,weibisch” wahrgenommen, da sie diese Rolle angeblich abgeben. Der Mann ist der Herrscher und Beschützer. Er ordnet sich nicht unter. Im Gegensatz zu Frauen, welche beschützt werden müssen und aus natur- oder gottgegebenen Gründen unter dem Mann stehen. Auch Männer sind nicht alle gleich und Homosexuelle (oder Transmänner/Nicht-binäre etc.) sind oder können keine richtigen Männer sein.
=> Unter dem Patriachat leiden nicht nur Frauen. Alle Minderheiten und Randgruppen, welche nicht dem Bild des Mannes entsprechen, werden abgewertet und verstoßen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir aus diesen Strukturen ausbrechen und diese aktiv bekämpfen. Die Frauenbewegung des letzten Jahrhunderts hat schon viel erreicht und für die Rechte der Frau gekämpft. Doch der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Es ist toll, dass Frauen jetzt wählen dürfen, das reicht aber noch nicht. Denn das Patriachat besteht auch weiterhin und auch heute Leben wir mit ihrem Gedankengut, welches sich vielleicht nicht mehr durch das Entziehen des Wahlrechts äußert, sondern eben durch alltägliche Situationen. Die Misogynie wurde privatisiert sozusagen und ist dadurch auch schwerer zu durschauen und zu entkräften. Hinzu kommt, dass toxische Männlichkeit viele Fassetten hat und eine allgemein sehr komplexe Angelegenheit ist. Nicht ohne Grund konnte das System über mehrere Jahrhunderte fortbestehen.
Hier findet ihr eine kleine Materialsammlung mit wichtigen Informationen zum Thema.