,,Ich bin unpolitisch.” – gefährliche Ignoranz 

Diese Aussage hat jeder schon einmal gehört. Oder vielleicht vertrittst du selbst die Ansicht, dass du unpolitisch seist. Doch was steckt da eigentlich hinter und warum ist diese Aussage so gefährlich für unsere Demokratie? 

Unpolitische Menschen sind eigentlich nur eins: Menschen, die sich keine Meinung bilden wollen, was nicht heißt, dass sie keine haben. Oft behaupten sie, der politischen Mitte anzugehören und beide Seiten verstehen zu können. Sie stehen für nichts und treiben so den politisch-demokratischen Diskurs immer weiter nach rechts und in die Fänge des Faschismus. 

  1. Man kann nicht unpolitisch sein!  

Versetzen wir uns einmal in das Leben eines Unpolitischen: Der Wecker klingelt. Er wacht auf in seinem Ikea-Bett und lässt den Wecker, der auf 6:30 Uhr gestellt ist, verstummen mit den Worten: ,,Alexa, Stopp!”. Der Frust des frühen Aufstehens überkommt ihn. Eigentlich könnte man noch weiterschlafen, wenn der Weg zur Arbeit mit Bus und Bahn nicht so lange dauern würde. Am Bahnhof muss eine halbe Stunde auf die Bahn zur Uni warten. Aber der Bus kommt nur einmal in der Stunde. Ein Auto kann er sich nicht leisten mit seinem Ausbildungsgehalt. Naja. Er steht also auf und macht sich Frühstück. Heute gibt es Toastbrot. Das gleiche wie die letzten Tage schon. Das war nämlich im Angebot beim Discounter nebenan. Kaffee gibt es auch nur zum Anrühren, da die Kaffeemaschine vor 2 Wochen kaputt gegangen ist. Die Reparatur würde 150€ kosten. Da spart er lieber auf eine neue. Danach wird geduscht, Zähne geputzt und sich angezogen. Der Weg vom Bad zum Kleiderschrank ist nicht sehr weit. Die 1-Zimmer-Wohnung ist schließlich nicht sehr groß.  

Wir sind nicht so frei, wie wir denken. Unser Leben wird bestimmt von Politik und Großkonzernen, welche beispielweise unser Konsumverhalten maßgeblich beeinflussen. So ist es kein Zufall, dass so ziemlich die meisten von uns IKEA-Möbel bei sich zu Hause stehen haben. Auch Amazon-Produkte sind Teil der meisten Haushalte in Deutschland. Dinge wie Armut werden zudem von unserem sozialen Stand beeinflusst. So sind Studierende häufig von Armut betroffen und gehen neben dem Vollzeitstudium manchmal sogar 2 Jobs nach. Straßenbau und Infrastruktur wird ebenfalls von der Politik bestimmt und beeinflusst uns tagtäglich. Schlechte Bus- und Bahnverbindungen können nur durch politische Entscheidungen verbessert werden.  

Wer einmal genau hinschaut, wir merken: Selbst Atmen ist politisch. Die Luftqualität hängt nicht zuletzt vom örtlichen Befinden ab. Wenn ich beispielweise in Mönchengladbach wohne, ist die Luftqualität wesentlich schlechter, als wenn ich in Biberbach in Bayern wohnen würde. Wenn ich in Hongkong leben würde, hätte die Luftqualität erheblich Folgen auf meine Gesundheit. Die Luftqualität wird stark von Emission beeinflusst. Glücklicherweise arbeitet die Politik in Deutschland auf Klimaneutralität hin, um so die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Solltest du das Pech haben und unter von schlechter Luftqualität und gesundheitlicher Belastungen verstärktem Asthma erkranken und deinen Beruf nicht mehr ausführen können, so ist dein Risiko, von Armut betroffen zu sein, sehr hoch. Denn auch mit Berufsunfähigkeitsversicherung reicht das Geld, vor allem im Rentenalter, oft nicht aus.  

Probleme, die uns tagtäglich begegnen, schlechte Infrastruktur, Bürokratie, Inflation, Krankheit und Rente, sind politisch. Unsere Welt wird bestimmt von der Politik und den Umständen, in die wir hinein geboren werden. Und wer durch die märchenhafte Idee seines unpolitischen Lebens nicht wählen geht, trifft trotzdem eine Entscheidung. 

  1. Wer nicht wählen geht, gibt Faschisten seine Stimme  

Menschen, die nicht wählen gehen, helfen in erster Linie einen: den Faschisten und Antidemokraten. 

Unsere Rechte kommen nicht von irgendwo her. Unsere Väter und Mütter, deren Väter und Mütter und auch deren Eltern kämpften für bessere Arbeitsbedienungen und Freiheit. Nicht lange ist es her, dass Frauen nicht wählen durften. Unsere Aufgabe ist es, diese Rechten zu wahren und für deren Erhalt zu sorgen. Wer nicht versteht, dass seine Rechte eben kein Selbstverständnis sind und diese mit dem Anstieg des faschistischen Gedankenguts mehr als gefährdet sind, spielt genau diesen Menschen in die Hände.  

  1. Getarnte Ignoranz  

Wie wir sehen: Jede Entscheidung, die wir treffen, ist eine politische. Wer behauptet unpolitisch zu sein, ist privilegiert und kann es sich schlicht und einfach leisten. Wer nicht am Existenzminimum lebt und sich nicht die Frage stellen muss, ob das Geld für die Miete reicht, kann von sich behaupten unpolitisch zu sein. Das heißt aber nicht, dass er es ist. Er ist, wie jeder andere von uns, ein Produkt seiner Umwelt und seiner Lebensumstände, welche durch den Kapitalismus und die Klassengesellschaft bestimmt werden.  

Unsere Existenz ist politisch. Wer diese Tatsache leugnet, ist nicht unpolitisch, sondern vor allem eines: Ignorant! Gerade Menschen, die es sich leisten können, sich nicht für Politik zu interessieren, sollten ihre Privilegien nutzen, um auf Missstände, die uns durchaus alle etwas angehen, aufmerksam zu machen. Unsere Rechte haben wir einem einzigen Faktor zu verdanken: nämlich Glück. Dem Glück, in einem Land geboren zu sein, indem mutige Menschen es geschafft haben, uns diese Rechte durch Resilienz und Eifer zu erkämpfen, was sie nicht selten das Leben kostete.  

Unsere Aufgabe als in einer Demokratie lebenden Menschen ist es, demokratische Werte zu verteidigen.  

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert