Internationale Projekte
2023 „MEET UP! Youth for Partnership“ Microprojekt der Bundesstiftung EVZ „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft
„Menschen in der Hölle“ Zwangsarbeit während der Nazizeit in Barsinghausen
Ein Nachforschungs-Projekt der Ökostation.
Die Ankündigung in der Presse:
„Aus ihrer Heimat gewaltsam entführt, missbraucht zu unmenschlicher Arbeit, durch Hunger, Entkräftung und Folter gequält und auch ermordet. 20 Millionen Zwangsarbeiter und – arbeiterinnen waren in Deutschland eingesetzt: In Rüstungsbetrieben – wie in Hannover – aber auch in vielen anderen Fabriken wie z.B. bei Bahlsen, auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten.“Aus ihrer Heimat gewaltsam entführt, missbraucht zu unmenschlicher Arbeit, durch Hunger, Entkräftung und Folter gequält und auch ermordet. 20 Millionen Zwangsarbeiter und – arbeiterinnen waren in Deutschland eingesetzt: In Rüstungsbetrieben – wie in Hannover – aber auch in vielen anderen Fabriken wie z.B. bei Bahlsen, auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten.
„Mit keinem anderen nationalsozialistischen Verbrechen waren derart viele Menschen im Nazi-Deutschland persönlich konfrontiert – als Täter oder Zuschauer.“ (Wiki)
Alle hatten mit dem Aufschwung des Faschismus erlebt, wie die Ungleichheit von Menschen – Hautfarbe, Körperbau, Geschlecht, Religion, Nation – politisch benutzt wird. Ungleichheit wird zur prinzipiellen Andersartigkeit, mit moralischer Diffamierung wird Ungleichheit zur Minderwertigkeit, eine Bekämpfung wurde dann ideologisch gerechtfertigt und damit wurde Minderwertigkeit Objekt von Gewalt und Terror – bis hin zu Zwangsarbeit und Massenmord.
Das Projekt „Menschen in der Hölle“: Im Rahmen der Bundesstiftung EVZ „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ sammeln in den kommenden vier Wochen Mitglieder der Ökostation Informationen und Hinweise über damalige lokale Geschehnisse mit Zwangsarbeit, auch weil es in Barsinghausen eher wenig Kenntnisse darüber gibt, während in Hannover die Lebensumstände Zehntausender Verschleppter gut dokumentiert sind.
Über das Ergebnis der Untersuchung wird dann berichtet. Wer gern etwas beitragen möchte: Kontakt ist möglich über unsere Postadresse Ökostation Deister-Vorland e.V., Müllerweg 8 in Barsinghausen oder über die E-Mail-Adresse oekostation@deister-vorland.de Projektteam C.Volz, R.Liro, F.Roth „
Bekanntmachung des Stadtkommissars von Kiew vom 31. Mai 1943: Sämtliche männliche und weibliche Jugendliche der Jahrgänge 1922–1925 haben sich am 3. Juni zum Abtransport ins Deutsche Reich bereitzumachen.
Unsere Recherche beinhaltete die Sichtung verschiedener Bücher, den Kontakt mit dem jetzigen und dem ehemaligen Stadtarchivar und Besuche im Stadtarchiv von Barsinghausen. Es gibt vielerlei Dokumente insbesonder wenn ZwangsarbeiterInnen direkt in Firmen wie z.B. im Bergbau beschäftigt waren.
Bericht an die EVZ – Mikroprojekt: People in hell – searching for lifelines, eviction Ukraine!
Zielsetzungen: Überblick Zwangsarbeit in Barsinghausen, Auffinden von Zwangsarbeitern/innen aus der Sowjetunion und speziell aus Gomel. Wie waren deren Lebenswege? Vergleiche zur aktuellen Zwangsumsiedelung von UkrainerInnen durch Russland
Öffentlichkeitsarbeit: Pressemitteilung am 05. September. Sie wurde verschickt an die überörtlich wichtige „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, die auch eine Barsinghausen-Beilage „!Calenberger Zeitung“ hat, und an die zwei lokalen Internetzeitungen – „Deister Echo“ und „Con-Nect“. In der Pressemitteilung wurde auch um Mitarbeit gebeten (siehe Text).
Das Ergebnis war eher niederschmetternd: HAZ und Con-Nect verschwiegen die PM. Deister-Echo lieferte die PM zwar prompt – allerdings wurde der Name „Bahlsen“ entfernt!
- Die Bitte an die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise bleibt völlig ohne Ergebnis.
Benutzte Literatur: Janet Anschütz, Heike Irmtraud: „Feinde im eigenen Land“ Verlag für Regionalgeschichte.Bielefekd 2000
Ausführliche Darstellung der Zwangsarbeit in Hannover im 2. Weltkrieg: 60.000 Männer, Frauen und Kinder aus vielen verschiedenen Ländern Europas mussten in über 85 kriegswichtigen Unternehmen unter schlechtesten Bedingungen arbeiten. Viele starben wegen Schwerstarbeit, Unterernährung, fehlender medizinischer Versorgung, ..
Ohne Zwangsarbeit hätten diese offiziellen Rüstungsbetriebe ihre Produktion nicht oder nur begrenzt hätten aufrecht erhalten können: Hanomag, Continental, Bahlsen, Varta, Deurag, …
Christian -Alexander Wäldner: „Zwangsarbeit im Rahmen des Ausländereinsatzes der heutigen Region Hannover“ Scius Gannover 2017
Willy Lüpke „1945. Kriegsende miterlebt“
Arbeitskreis NS-Zwangsarbeit im Wendland Güstritz 2021 „Spurensuche. Auf den Spuren der NS-Zwangsarbeit im eigenen Lebensumfeld“
Sichtung der Ergebnisse In Barsinghausen wurden bis zum Kriegsende etwa 6.000 Personen als „Zivile“ und als Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit gezwungen. Diese Menschen wurden im Steinkohlenbergbau, überall in der Landwirtschaft, auf den Rittergütern, in Kleinbetrieben, in Gastwirtschaften und in Privathaushalten benutzt. In jedem Ortsteil war Zwangsarbeit an der Tagesordnung.
Im Bergbau Beschäftigte wurden systematisch erfasst und auch nach ihrer Herkunftsnationalität geordnet aufgeführt. Es finden sich Menschen aus allen besetzten Ländern Europas: Polen, Jugoslawien, Bulgarien, Frankreich, Belgien, Italien, Sowjetunion,Ungarn, Kroatien,.. Insbesondere waren es polnische Menschen, die hierher zur Zwangsarbeit verschleppt worden waren.
Parallel zu den „Zivilen“ gab es noch viele Kriegsgefangene, insbesondere aus der Sowjetunion und Polen, die aber nur sehr unvollständig erfasst worden waren. Sie waren in Arbeitskommandos in allen Fabriken und allen Sparten auch in den zugehörigen Dörfern von Barsinghausen organisiert.
In den zur Verfügung stehenden Dutzenden von Listen über Zivilarbeiter in Barsinghausen haben wir nur wenige Personen aus Weißrussland rsp. aus Gomel gefunden. Die Recherche bezüglich der Geburtsorte war insbesondere deswegen sehr mühselig, weil die Städtenamen oft nicht richtig aufgeschrieben worden waren. Nur in 32 Listen sind unter „Nationalität Weißrussland“ 31 Personen mit Geburtsort aufgelistet. Davon sind allerdings nur 5 eindeutige Weißrussen: 2 aus Bobruisk, 1 aus Minsk, 3 aus Waukawysk (Nähe polnische Grenze). Gefunden haben wir in der Liste der Sirupfabrik tatsächlich einen „R. geb. 15.05.22 in Homel“ (angegeben als Stadt in der Ukraine). Leider gab es keine weiteren Hinweise über den Verbleib und weiteren Weg dieses Zwangsarbeiters aus Gomel.
Alle anderen, die auch der Nationalität „Weißrussland“ zugeordnete worden waren, stammten eindeutig aus Orten der Ukraine. Bemerkenswert ist dabei, dass einige dieser Zwangsarbeiter aus dem Ukrainischen Kamjanez-Podilskyj stammten, wo Ende August 1941 SS-Einsatzgruppen mehr als 23.000 Juden ermordeten. Es war das erste große Massaker an Juden.
2021 „MEET UP! Youth for Partnership“ Solidaritätsprojekt „MEET UP! Youth for Partnership“ der EVZ-Stiftung mit jungen Erwachsenen in Gomel, Belarus und in Barsinghausen erfolgreich abgeschlossen.
Von August bis Dezember hat ein Team der Ökostation das Projekt „Junge Menschen aus Deutschland und Belarus engagieren sich für die Umwelt“ geleitet. Partner war ASDEMO, ein gemeinnütziger Verein für Kinder- und Jugendarbeit in der zweitgrößten Stadt in Belarus, Gomel – fast so groß wie Hannover. Träger dieser Maßnahme war die Bundesstiftung EVZ „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.
Nicht nur wegen Corona sondern vor allem wegen der politischen Verfolgungen und der Grenzschließungen können zur Zeit direkte Begegnungen von jungen Menschen leider nicht stattfinden. Wir wissen aus über zwei Dutzend früheren realen Begegnungen, wieviel Spass und Engagement junge Menschen in solchen Projekten entwickeln können. Hier aber mussten wir abwechselnd mit Internetmeetings und direkten Treffen in der lokalen Gruppe unsere Themen bearbeiten, insgesamt etwa zwanzigmal.
Das ist bekanntlich etwas schwieriger, aber die Teilnehmenden konnten sich beim ersten Digitalmeeting kennen lernen und dabei auch ihre Ideen und Themenwünsche vortragen. Parallel wurden auch soziale Medien zur Kontaktaufnahme genutzt.
Soziale und ökologische Fragen beider Länder wurden vorgetragen, die sehr unterschiedlichen Lebensituationen wurden deutlich. Aber auch die Sitzungssprache Englisch war eine deutliche Herausforderung, denn nur einzelne Teilnehmerinnen hatten Erfahrung mit dem Dialog auf Englisch.
Die bevorzugten Themen waren neben dem Nutzen alternativer Energien gegen den Klimawandel, die Reinheit des Wassers und der Müll – Themen, die in allen Gesellschaften präsent sind und auf Lösungen drängen. Dir Tn recherchierten selbständig und trugen dann ihre Ergebnisse vor.
Zum Teil wurden auch Fachleute zu Rate gezogen; wir hatten dabei gute Unterstützung durch Herrn Bloise von den Stadtwerken.
Kürzlich war dann das Abschlussmeeting mit der Zusammenfassung der Ergebnisse. Die gesamte Maßnahme wurde bewertet. Und eine besondere Aufgabe des Projektes konnte auch noch gelöst werden: Postkarten mit Motiven aus den bearbeiteten Problemen waren von den Tn selbst entwickelt worden und werden nun als Meinungsträger insbesondere in der Region verschickt. Bestellt werden können die Postkarten gegen Spende über oekostation@deister-vorland.de. Mit dem Erlös dieser Postkarten wird ein Trinkwasserprojekt unterstützt: Einen Monat lang wird das Trinkwasser für 100 Menschen finanziert, z.B. im Sudan oder in Uganda! Die internationale Hilfsorganisation Oxfam ist dort überall tätig und ist auf solche Spenden angewiesen.
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